Am 15. April 2019 war ein Brand im Dachstuhl der Pariser Kathedrale Notre Dame ausgebrochen. Um 18:50 wurde der Alarm ausgelöst und fast 400 Feuerwehrleute waren mit 68 Löschgeräten bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Die Grundmauern und die beiden markanten Fronttürme der Kathedrale mit der gigantischen Länge von 130 Metern und einer Breite von 48 Metern konnten gerettet werden, ebenso wie ein Großteil der Kunstschätze und Reliquien aus jener Kirche, deren Grundstein im Jahr 1163 gelegt und die jährlich von rund 12 Mio. Besuchern besucht worden war. Die Stadt Paris und das Land Frankreich waren geschockt, Aufmunterungsbekundungen und Spendenzusagen für den Wiederaufbau kamen blitzschnell aus der ganzen Welt. Staatspräsident Emmanuel Macron sicherte einen Aufbau des Pariser Wahrzeichens bis zu den Olympischen Spielen 2024 zu.
Das wahre Ausmaß des Schadens wird sich erst noch zeigen, denn nach dem Schaden durch den Brand, stellt sich nun die Frage, wie groß der Schaden durch die Wassermassen durch das Löschen sein wird. Als Vergleich erinnern wir uns an den Brand in der Wiener Hofburg am 27. November 1992 bei dem ebenfalls knapp 400 Feuerwehrleute der Wiener Berufsfeuerwehr mit Unterstützung durch niederösterreichische Freiwilligenfeuerwehren im Einsatz gewesen sind. Mit 50 Löschfahrzeugen wurden rund 11.000 Liter Wasser in der Minute auf den brennenden Dachstuhl gerichtet. (Interview Christian Feiler, Kronen Zeitung 18. April 2019). Auf Notre Dame umgerechnet und die Dauer der Löscheinsätze, schätzen wir die Löschmengen auf ca. 3,5 bis 4 Mio. Liter Wasser. Doch wo genau ist dieses Wasser nun hingekommen? Ein Teil ist sehr wahrscheinlich in der Feuerhitze verdunstet, ein weiterer Teil konnte nach dem Herrwerden über den Brand abgepumpt werden, ein noch größerer Teil wurde jedoch vom Kalk- und vom Sandstein der Kirchenmauern aufgesogen. Sandstein ist als Baumaterial nämlich sehr hydrophil und saugt Wasser auf. Aus diesem Grund wurden nach der Löschung des Feuers alle Einsatzkräfte vom Einsatzort abgezogen, damit Sachverständige und Statiker die Einsturzgefahr der verbleibenden Decken und Mauern evaluieren können. Bevor nun mit den Aufräum- und Renovierungsarbeiten begonnen werden kann, muss erst alles entfernt werden, was nass bzw. verkohlt oder verrußt worden ist. Papier, Holz, Textilien, bewegliche Statuen, Reliquien müssen ebenso aus Notre Dame gebracht werden, wie Trümmer und Aschereste. Erst danach kann mit dem Trocknungsprozess der Bausubstanz begonnen werden, bevor schließlich die Renovierungsarbeiten beginnen, die bis 2024 abgeschlossen sein sollen.
An eine andere Katastrophe, mit einer ähnlichen Problematik erinnert sich Peter Hapke, Geschäftsführer der INTROC GmbH. „Hier helfen keine herkömmlichen Luft-Entfeuchter“, erinnert sich Peter Hapke an die „Jahrhundertflut“ in Dresden 2002; Damals erreichte der Pegel der Elbe mit 9,40m den seit Aufzeichnungen höchsten Wert. Betroffen waren auch der Dresdner Zwinger und die Semperoper – beide Gebäude bestehen aus Sandstein. „Dieser Baustoff speichert Wasser wie ein Schwamm“, so Hapke. Auch die Pariser Kathedrale besteht aus Sandstein. Da zwei Drittel des Dachs den Flammen zum Opfer gefallen bzw. durch den kollabierenden Spitzturm zerstört worden sind, ist keine herkömmliche Entfeuchtung mehr möglich, da dies nur bei einer vollständig geschlossenen Gebäudehülle funktioniert. Heißluftkanonen, mit Gas betrieben, werden nach dem Unglück in Notre Dame sehr wahrscheinlich nicht eingesetzt werden dürfen, zu hoch ist das Risiko, dass mit den Gaskartuschen wieder etwas passieren könnte. Als optimale Möglichkeit zur Trocknung verbleibt die Infrarottrocknung: Ähnlich, wie in Dresden 2002, kann man mit Infrarottrocknern eine perfekte Trocknung der empfindlichen historischen Substanz erreichen. Speziell Kellergewölbe und alte Steinmauern, die mit Wasser vollgesogen sind, wären anders nur sehr schwer und umständlich zu trocknen. Durch die gleichmäßige Tiefentrocknung mit Infrarottrocknern, können Ornamente und Fresken erhalten und weitere Langzeitschäden vermieden werden. Insbesondere in den Katakomben, wo Mauern, Decken und auch Grabsteine und Reliquien sorgsam getrocknet werden müssen, ist man mit Infrarottrocknung am besten beraten.
Notre Dame – wie trocknet man so ein großes Gebäude?
Da im Rahmen der Aufräum- und Sanierungsarbeiten noch während der Trocknungsphase wahrscheinlich an mehreren Stellen parallel gearbeitet werden muss, empfiehlt es sich, jeweils einen großen „Trocknungs-Schirm“, bestehend aus 6-8 kombinierten Infrarot-Trocknern aufzubauen und ca. 10cm von der Wand zu positionieren, so lange, bis der ideale Restfeuchtewert des zu trocknenden Mauerabschnitts erreicht ist – und nicht länger. Sandstein soll nämlich nicht zu stark austrocknen. „Mit Infrarottrocknern kann man die Trocknungstiefe gut kontrollieren und justieren“, erklärt Hapke. Von diesen Trocknungs-Schirmen könnten dann 4-6 Stück gleichzeitig im Einsatz sein und alle 2-3 Wochen um ein paar Meter weiter zum nächsten feuchten Mauerabschnitt bewegt werden.
Mit 6 Einheiten könnten somit 18 Meter Maueroberfläche bis zu einer Höhe von 2,5 Metern gleichzeitig getrocknet werden. Die Außenmauern der Kathedrale wären somit – grob geschätzt in maximal 45 bis 60 Wochen getrocknet, wenn man von einer Trocknungdauer pro Abschnitt von 3 Wochen ausgeht. Für eine Kathedrale dieser Größe wäre das eine Rekordzeit, Zwischenwände, Keller und Säulen im Innenraum der Kirche sind dabei jedoch noch nicht berücksichtigt.
Trocknungserfahrung im Wohnbau
Einfacher ist es bei kleinen Wasserschäden in Wohnungen und Kellern, die bei INTROC auch regelmäßig getrocknet werden: Hier dauert eine durchschnittliche Trocknung ca. 3 Wochen, Notre Dame hat im Gegensatz dazu eine andere Dimension. Die Anforderungen sind jedoch gleich: eine punktgenaue, rasche und substanzschonende, ungefährliche Trocknung der zu erhaltenden Bausubstanz. „Wir werden unsere Technologie für den Wiederaufbau von Notre Dame zur Verfügung stellen und sind zuversichtlich, dass mit unseren Trocknern sehr viel Zeit eingespart werden kann, so, wie bei unseren Wiener KundInnen bisher auch“ so Peter Hapke.
Ein Beispiel für eine kleinere erfolgreiche Trocknung finden Sie in der INTROC Case Study.